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Entwicklungsgeschichte der Wasserachterbahnen

Totalaufnahme vom Matterhorn in DisneylandAbfahrt in das WasserbeckenDie Matterhorn Wasserrung

Die Matterhorn im Disneyland ist einer der bekanntesten Achterbahnen mit Wasserung

Wasser und Thrill ist eine starke Kombination, die schon seit Jahren auf den Kirmesplätzen und Freizeitparks dieser Welt umgesetzt wird: Ob die Bootsfahrt im Wasserkanal, welche als Höhepunkt einen Schussfahrt in das kühle Nass bietet, die Achterbahn deren Streckenverlauf stellenweise durch ein Wasserbassein führt oder ein Jetski ähnlicher Racing Spaß über der Wasseroberfläche.

Schon im vorletzten Jahrhundert entstanden die ersten Wasserrutscnbahnen, die Shoot the Chutes. Auf ihnen wird ein Boot einen Hügel hinaufgezogen, um durch ein simples, schienenähnliches System geführt, auf Rollen eine geradlinige Abfahrt hinab zu sausen. Mit einem gewaltigen Splash folgt die Abbremsung im Wasser. Einen echten Klassiker auf einem stilechten Holzgerüst mit rudimentärer Technik gab es bis zum Jahre 2007 in Schottland zu bestaunen.

Die simplen und äußerst Platz sparenden, meist ovalförmigen Anlagen sind selbst heute noch aktuell. So lieferte die Schweizer Intamin an den kalifornischen Themenpark Knott's Berry Farm im Jahre 2000 die mit 75° Abwärtsneigung steilste Anlage dieser Art. Eine vergleichbare Bahn ist mit Hydro im walisischen Oakwood beheimatet. 2009 wurde das Konzept durch einen freistehenden, 42 Meter hohen Vertikallift vom gleichen Hersteller getoppt: Pilgrims Plunge in der amerikanischen Holiday World ist damit die höchste Wasserbahn der Welt.

Shoot the Chutes Varianten: Links die moderne Hydro - Mitte: Eines der letzten Holzexemplare in seiner letzten Saison - Rechts: Die weltweit höchste Drop Anlage Pilgrims Plunge in der amerikanischen Holiday World

Achterbahnen, auf denen schienengeführte Wagen durch die Schwerkraft eine Berg- und Talstrecke bezwingen, erhielten schon zu ihrer ersten "goldenen" Ära in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts zusätzliche Ergänzungen in Form eines Wasserbasseins. Die Matterhorn Bobsleds im kalifornischen Disneyland sind heute der bekannteste Vertreter, bei denen die Chaisen nach der Fahrt um und durch eine verkleinerte, 45 Meter hohe Matterhorn Replik einen Bergfluss durchqueren. Dazu wurden die gebogenen Stahlrohrschienen - zur Eröffnung der Bahn im Jahre 1959 übrigens eine Innovation in den USA - durch einen kleinen, künstlichen Teich gelegt.

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Das stählerne Fahrsystem stammt von Arrow Development, und dessen Mitbegründer Karl Bacon wollte von Anfang an eine Wasserdurchquerung realisieren. Für ihn standen technische Vorteile im Vordergrund. Der kurze Wasserabschnitt sollte die heiß gelaufenen Kunststoffrollen der Fahrwerke zum Ende des Abenteuers abkühlen und den Fahrzeugen etwas ihres Momentums rauben, um die nachfolgenden Bremsen zu entlasten. Da jedoch die Ausgestaltung eines jeden Disney Rides den Imagineers obliegt, wollte der Techniker auf deren präzisen Design-Vorstellungen keinen Einfluss nehmen. Kurioserweise war jedoch ein Bergfluss am Fuße des "Matterhorns" geplant und somit konnte Karl Bacon noch Walt Disney persönlich für die Wasserquerung begeistern. Am 14. Juni 1959 wurde dieser E-Ticket Ride eröffnet und erfreut bis heute jährlich Millionen von Besuchern.

Frühe Entwicklungen

Links: Mountain Torrent in Coney Island - rechts: Stonewash Creek im Phantasialand

Ein ähnliches Fahrvergnügen wurde sogar 53 Jahre vorher geboten. Der Luna Park auf Coney Island, New York präsentierte mit Mountain Torrent im Jahre 1906 eine kurvenreiche Talfahrt durch einen künstlichen Berg mit einem außergewöhnlichen Novum. Die auf zwei Achsen aufgestützten Fahrgastträger waren als wuchtige Boote für zehn Personen gestaltet und durchfuhren auf einem Schienensystem einen Wasserkanal. Die Fahrt startete in 25 Metern Höhe und endete mitsamt den hinunterstürzenden Wassermassen in einem kleinen See. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass Mountain Torrent ein komplett schienengeführtes, auf Schwerkraft basierendes Fahrsystem im Wasser darstellte.

Die Fahrgäste stiegen über Treppen die rund 25 Meter hohe Bergattrappe hinauf, andere bevorzugten einen Lift, nahmen in den "bereiften" Booten Platz und sausten dann den durchspülten Betonkanal hinunter. Im Vergleich zu den eher einfach gestalteten Shoot the Chutes lag der technische Fortschritt darin, dass die Strecke kurvenartig ausgebildet war und der einer Achterbahn sehr nahe kam. Die Kombination, das Zusammenwirken von einer kurvenreichen Achterschleife, wohlgemerkt ohne Auffahrten aber unterschiedlichem Gefälle, und dem Finale der Shoot the Chutes, war einmalig. Das von Frederick Tomphson entwickelte und realisierte Fahrgeschäft darf als Urvater aller modernen Wasserachterbahnen gezählt werden. Deren moderne Weiterentwicklung wurde jedoch erst in den 90er Jahren vollzogen.

Wildwasserbahntechnik am Beispiel von einer Mack Rides Anlage im belgischen Plopsaland

Vorab wurde die Kombination von Wasser- und Achterbahn mit starkem Schwerpunkt auf das feuchte Element mit einer Entwicklung in den 60er Jahren schließlich hundertfach vervielfältigt. Der amerikanische Hersteller Arrow nahm im Jahre 1962 die Entwicklungsarbeiten für eine Stahlwannen geführte Wasserattraktion auf, deren Boote mittels eines schrägen Liftes auf eine bestimmte Höhe gebracht werden, von wo aus eine Schusstrecke wieder im Wasserkanal endete. Durch den Wasserwiderstand wird die wilde Schussfahrt abgebremst. Während die meist als Baumstämme gestalteten Boote im mit leichten Gefälle ausgestatteten Wasserkanal ohne direkten Bodenkontakt der Strömung folgen, wird die Schussfahrt auf Rollen bewältigt.

Die Wildwasserbahn war die konsequente Erweiterung der Shoot the Chutes Ovale. Die Erstauslieferung ging 1963 an den Six Flags Over Texas Freizeitpark, USA. In Deutschland wurde die erste Wildwasserbahn 1974 im Phantasialand bei Brühl verwirklicht und zählte mit einer Länge von 1300 Metern zu den längsten Exemplaren ihrer Art. Die mit dem Phantasialand sesshaft gewordenen Schausteller Richard Schmidt und Gottlieb Löffelhardt orderten ihre Bahn nicht bei Arrow sondern kreirten mit Unterstützung vom Statikbüro Werner Stengel aus München und der Firma B&B Fördertechnik aus Euskirchen eine eigene Stromschnellenfahrt. In den neunziger Jahren erfolgte die Teilung der Anlage unter Unterstützung der Firma Mack in zwei kürzere Strecken. Ziel war eine Kapazitätssteigerung wie auch Geländeräumung für neue Attraktionen.

Mack aus Waldkirch fertigte seit 1977 durch ein Lizenzabkommen mit Arrow eigene Wildwasserbahnen. Für die Anlage im eigenen Europa Park wurden sie noch tatkräftig von Arrow unterstützt, später erfolgte der Bau von transportablen Wildwasserbahnen unter eigener Regie. Die grösste ihrer Art wurde 1992 für den Bremer Schausteller Joachim Löwenthal produziert. Sie benötigt eine Stellfläche von 60 mal 40 Metern, ist 26 Meter hoch und 650 Meter lang. Die spritzige Wasserfahrt bietet drei Schussfahrten und einen rückwärts absolvierten Abschnitt. Dazu entwickelte Mack einen Drehteller, der vollautomatisch das Boot stoppt, arretiert und wendet.

Schnell durchfahrene Kurvenelemente oder räumlich ausgeprägte Kurven mit Querneigung sind bei den klassischen Wildwasserbahnen nicht zu finden. Hierzu bedarf es im allgemeinen einer um die Längsachse des Bootes schwenkbaren Radachse, um die beim Durchlaufen der Fahrbahn unterschiedlich auftretenden Querneigungen über die Fahrzeuglänge auszugleichen. Zusätzlich sind bei ausgeprägten achterbahnähnlichen Elementen eng anliegende seitliche Führungsräder erforderlich, welche die Fahrtrichtung vorgeben. Zur Sicherung gegen auftretende senkrechte negative Kräfte - der Airtime - ist zudem ein weiteres Räderpaar für jede Achse notwendig.

Wildwasserboote sind aus glasfaserverstärktem Kunststoff laminiert und besitzen vier starre Laufrollen. An der Außenkante der Boote angebrachte Seitenrollen dienen zur Führung im Wasserkanal. Wilde Kurvenelemente, halsbrecherische Abfahrten mit Querneigung oder extreme Elemente mit Airtime sind diesem Bootsystem vorenthalten.

Neue Entwicklungen

Von oben nach unten: Menhir Express, Dudley-Do-Right's Ripsaw Falls und Vonkaputous

Die High Tech Schiene im Detail

Splash Mountain im Disneyland war eine der ersten Wildwasserbahnen mit kombinierter Ab- und Auffahrt

In ihrer Anfangszeit besaßen die bekannten Wildwasserbahnen ausschließlich geradlinige Abfahrten mit konstanten Neigungswinkeln, die direkt im Wasserkanal endeten. Erweiterungen in Form eines Doubledips mit Airtimeerfahrung, beispielsweise im Holiday Park, Haßloch, oder einer langsam durchfahrenen Helix mit anschließender Abfahrt, realisiert vom französischen Hersteller Reverchon, folgten. Die Walt Disney Conpany ging noch einen Schritt weiter und präsentierte eine Tal- mit direkt anschließender Bergfahrt und Verzögerung im Wasser. Eine derartige Fahrkombination kam der Schienenführung einer Achterbahn sehr nahe.

Bilderserie der Prototyp Wasserachterbahn von Mack Rides im Sea World Florida Adventure Park

Letztere Innovation wurde perfekt mit Disney's Splash Mountain umgesetzt. Das Setting wartet mit einem 20 Meter hohen Berg auf, in dem die Boote zum Finale im 47° Winkel den Zip-A-Dee Fluss hinunterstürzen. Die Wildwasserbahn mit Themenfahrt eröffnete im Juli 1989 im Disneyland. Das kombinierte Tal- und Bergelement wurde von anderen Herstellern übernommen. So ist es beim Menhir Express, der Wildwasserbahn des Park Asterix vom amerikanischen Hersteller OD Hopkins nördlich von Paris, oder der thematisierten Abenteuerfahrt Dudley-Do-Right's Ripsaw Falls von Mack Rides in Universal's Islands of Adventure in Florida anzutreffen.

Die High Tech Schiene im Detail

Vonkaputous ist der einzige Liquid Coaster von Premier Rides weltweit

Primär steht bei den Wildwasserbahnen die Fahrt im Bootskanal im Vordergrund, nur für die Schussfahrt wird der Prozess des Schwimmens kurzfristig unterbrochen. Die 100-prozentige Symbiose von Achter- und Wildwasserbahn wurde schließlich Mitte der 90er Jahre perfektioniert. Gleich fünf Hersteller verwirklichten bis heute das Konzept einer Wasserachterbahn, bei der die Boote eine klassische Achterbahnstrecke befahren und ebenfalls in die Fluten eines strömenden Flusses oder Sees eintauchen.

Zwei grundlegende Systeme sind zu unterscheiden: Die amerikanische Firma Premier Rides, das niederländische Konstruktionsbüro Kumbak und die italienische Firma L&T zeichnen sich für Anlagen verantwortlich, bei denen die Boote ein herkömmliches jedoch wasserresistentes Achterbahnfahrwerk besitzen und sogar im Wasserkanal schienengeführt fahren. Die süddeutsche Firma Mack Rides und eine asiatische Herstellerfirma realisierten das Konzept eines Hybridfahrzeugs, welches im Kanal schwimmt und dort ausschließlich durch Seitenräder geführt wird. Der Schienenkontakt ist dem Achterbahnabschnitt vorbehalten.

Der Liquid Coaster von Premier Rides wurde in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Stengel aus München entwickelt und feierte seine Premiere 1999 in Silver Dollar City, New Mexiko, USA. Vonkaputous, eine Anlage für den finnischen Park Linnanmäki in Helsinki, folgte zwei Jahre später. Heute ist nur noch Vonkaputous in Betrieb, der Prototyp wurde 2005 zu einem Launch Coaster umgebaut. Die Bahn im Norden Europas weist einen Lifthügel nebst anschließender Achterschleife mit ausgeprägter Querneigung und diversen Auf und Abs auf. Zum Finale folgt eine rund 15 Meter hohe kurvenreiche Abfahrt mit spritziger Wasserung.

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• Vonkaputous im finnischen Linnanmäki

Das Schienensystem und die Fahrwerke sind identisch mit denen einer Achterbahn: Zwei Fahrrohre wurden zu einem klassischen Zweigurtträger zusammengeschweißt und Fahrwerke mit der achterbahntypischen Anordnung von Lauf-, Führungs- und Gegenrädern ausgestattet. Die Achterbahnfahrt nimmt den größten Teil der Fahrdauer ein, der Wasserung folgt eine kleine S-Kurve zurück zur Station, wobei sich Schiene und Fahrtwerk unter Wasser befinden. Dadurch ergibt sich der Effekt, dass das "Boot" durch den Kanal "schwimmt".

Die unterschiedlichen Fahrsysteme im Vergleich

Poseidon im Europa Park von Mack Rides absolviert Auf- und Abfahrten wie auch steile Kurvenfahrten problemlos

Dem nicht mit Erfolg gesegnetem Fahrsystem von Premier Rides setzte der deutsche Traditionshersteller Mack Rides eine Eigenentwicklung entgegen, die rund zehn Jahre nach ihrer Premiere weltweit schon fünfmal ausgeliefert wurde. Die Boote inklusive das Schienenprofil wurden von Grund auf neu konstruiert mit dem Ziel, das Boot aus dem Wasserkanal problemlos auf die Schiene einfädeln zu können und einen geringen Strömungswiderstand im Wasser zu besitzen. Dabei erfüllt das neu entwickelte Fahrwerk die gleichen Anforderungen wie jene herkömmlicher Achterbahnen, nämlich die sichere Führung des Fahrzeugs in allen drei Raumkoordinaten.

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• Portrait des Fliegenden Holländers in niederländischen Efteling Themenpark

Der Prototyp wurde 1998 an den Sea World Adventure Park in Orlando ausgeliefert, wo mit Journey to Atlantis ein Fahrerlebnis durch einen griechischen Göttertempel gigantischen Ausmaßes eröffnete. Während der erste Teil der Fahrt wie ein klassischer Darkride anmutet, beginnt die zweite Hälfte mit einem Outdoor Part, der in einer steilen Schussfahrt seinen vorläufigen Höhepunkt findet. Anschließend schwimmen die Boote über eine Kehrtwende mit Mini Abfahrt zurück in den Tempel, wo ein Kettenlift sie wieder auf eine entsprechende Höhe bringt. Dort folgt ein räumlich ausgeprägtes Achterbahnelement in vollkommener Dunkelheit, bei dem das Boot eine Abfahrt in Form einer S-Kurve durchfährt, um schließlich in einem Splash von den Wassermassen gebremst zu werden.

Bis zum Jahre 2002 konnte im japanischen Park Odakyu Mukogaoka Yuen bei Tokyo eine weitere Wasserachterbahn in Aktion bewundert werden. Das genaue Eröffnungsjahr wie auch der Hersteller des Adventure Coaster sind unbekannt, die Eröffnung fand Mitte der 90er Jahre statt. Die rasante Fahrt begann wie bei Premier Rides mit einer kurvenreichen Achterbahnstrecke und endete in einer finalen Schussfahrt im Wasserkanal.

Beim Fliegenden Holländer wird das Boot nach dem Auslauf im versiegelten See durch einen Kettenantrieb zurück in die Station befördert

Eine turbulente "Wasserung" unter den Watercoastern bot der niederländische Themenpark Efteling. Für das Jahr 2006 wurde eine spektakuläre Wasserachterbahn mit Themenfahrt rund um die Story des Fliegenden Holländers angekündigt. Statt das Fahrsystem von einem Hersteller zu beziehen, schloss man mit dem niederländischen Hersteller Kumbak einen Entwicklungsvertrag und vergab die Fertigung selbst.

Doch statt Wasserabenteuer blieb die Bahn die gesamte Saison 2006 geschlossen. Technische Schwierigkeiten zwangen zu dauernden Umbauten. Das Budget verdoppelte sich von rund zehn auf 20 Millionen Euro und heute will der Betreiber von der Beteiligung von Kumbak nichts mehr wissen. Der Entwicklungsflop führte dazu, dass Kumbak quasi von der Bildfläche der europäischen Anlagenhersteller verschwand.

Der Flying Dutchman plagte sich jedoch auch in seiner Eröffnungssaison mit extremen Ausfällen. Die Boote fahren wie bei Premier Rides Vonkaputous in einem Gebäude schienengeführt durch einen Wasserkanal, um nach einer kleinen Abfahrt von einem 45 Grad steilen Kettenlift in einen klassischen Achterbahnparcours gezogen zu werden. Am Hochpunkt setzen die gewaltigen Boote für jeweils 14 Personen ihre Fahrt unter freiem Himmel fort: Nach 180° Abfahrt aus 22 Metern Höhe, Camelback, steiler Kehrtwende, Blockbremse und finaler Wasserung in einem gigantischen See wird das Boot durch eine Kette in einem weitem Bogen zur Station zurückgezogen. Dieser mechanische Clou sollte den Besuchern den Eindruck vermitteln, dass die Boote frei durch den See schippern - die Antriebskette ist vom Ufer nicht einsehbar.

Während die von Kumbak designte Achterbahntechnik Schritt für Schritt von ihren Kinderkrankheiten geheilt werden konnte - zum Beispiel holte sich Efteling für eine sichere Einfädelung der Boote in den Lift Unterstützung bei der wassererprobten Intamin - bereitet dem Themenpark die Antriebskette im See bis heute einiges an Kopfzerbrechen.

Die Wasserachterbahn wird mobil

Links: Die weltweit einzige mobile Wasserachterbahn Selva Encantada zeigt sich von ihrer "kühlen" Seite

Wildwasserbahnen finden sich fast auf jedem größeren Kirmesplatz, die größten unter ihnen bieten mehrere Schüsse aus bis zu 26 Metern Höhe. 2006 hielt die moderne Wasserachterbahn mit dem Splash Coaster Einzug auf die Festplätze in Spanien. In Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Stengel wurden von der italienischen Firma L&T 343 Meter Schiene und 90 Meter Kanal auf einer Grundfläche von 45 mal 21 Metern untergebracht. Nach dem 15 Meter hohen Ketteflift folgen drei Mauskurven und zwei weitere 90-Grad-Richtungswechsel, bevor die Strecke zur Vorderseite der Anlage führt und in eine Abwärtshelix mündet.

Es schließen sich zwei Bunnyhops parallel zur Station nebst der eigentlichen Wasserung in den Kanal an, wo Wassertunnel und Fountänen für weitere Abkühlung sorgen. Tiefe und steile Drops gibt es nicht, so wird durch das Layout insbesondere das Familienpublikum angesprochen. Die Fahrzeuge sind im Stil eines Airboats gehalten, die häufig in den Everglades in Florida eingesetzt werden. Prägend ist der große Ventilator am Heck, der im Falle des Splash Coaster jedoch nur als Dekoration dient. Bis zu vier Erwachsene und zwei Kinder finden in den beiden Sitzreihen Platz. Aufgrund des Stadium Seating ist auch in der hinteren Reihe freie Sicht garantiert.

L&T verwendet für die Führung der Boote im Wasserkanal ein identisches System wie Premier Rides, wobei die Einzelwagen die Zweigurtschiene nicht verlassen. Eine durch leistungsstarke Pumpen erzeugte Kanalströmung ermöglich den Vortrieb der Boote, wobei der voluminöse Kulissenaufbau der Fahrzeuge als Angriffsfläche für die Strömung genutzt wird. Der Prototyp Selva Encantada der spanischen Schausteller Miguel Angel Banuls Lopez und Enrique Banuls Bajo blieb bislang ohne Nachfolger. Die kompakte Wasserachterbahn gastiert jedes Jahr auf der Feria de April im spanischen Sevilla.

Wellenreiten auf der "Magnetfeldwelle"

Wasser- und Achterbahnelemente bilden die perfekte Symbiose für einen erfolgreichen Ride. Während Achterbahnen die Werbeträger eines jeden Freizeitparks sind, erfreuen sich die Wasserfahrten besonders in den warmen Sommermonaten großer Beliebtheit. Kombinierte Neuentwicklungen sind daher immer wieder in den letzten Jahren in See gestochen. Einen Schritt weiter ging der Marktführer Intamin. Statt eine Wasserachterbahn mit klassischer Lifttechnik und herkömmlichen Wasserabschnitten zu platzieren, werden die Boote mittels "elektromagnetischer Welle" in den Parcours geschossen und den Lifthügel hinauftransportiert. Der im südkoreanischen Lotte World teils indoor installierte Aqua Trax kombiniert dabei den technologischen Fortschritt mit mythischen Themen. Mittels elektromagnetischen Linear Synchron Motoren beschleunigt das Boot bei Atlantis Adventure auf horizontaler Strecke auf 75 Stundenkilometer, fährt steil empor (72° Längsneigung) und durchfährt einen kompakten, kurvenreichen Achterbahnpart im Innern einer opulenten Tempelanlage, der immer wieder von kleinen Abstechern an die Außenwand des Palastes unterbrochen wird.

Atlantis Adventure im südkoreanischen Lotte World bietet "wassernahes" Fahrvergnügen in Perfektion

Das eigentliche Wasserschauspiel der knapp 700 Meter langen Anlage findet auf einer künstlichen Seefläche vor dem Atlantis Tempel statt: Zum Beispiel stürzt das Boot aus rund zehn Metern Höhe eine Abfahrt hinunter, um etwa 50 Zentimeter über der Wasseroberfläche über einen Mini Hump zu hüpfen, eine steile Kehrtwende zu absolvieren und eine S-Kurve zu passieren. Dabei wird der Outdoorpart je nach Wetterlage mit Wasserkanonen in der 180° Kehrtwende unterstützt. Für den aussenstehenden Beobachter ergibt sich das Bild, dass das Boot die Seitenwelle erzeugt - die Fahrgäste nehmen den Wassereffekt nur sehr bedingt wahr.

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• Atlantis Adventure - Wasserachterbahn in der südkoreanischen Lotte World

Für die asiatische Bahn entwickelte Intamin komplett neue Einzelfahrzeuge mit rostfreien Chassis, in denen die Mitfahrer in einer erhöhten Sitzposition, ähnlich der eines Jet Skis, die Achterbahnfahrt genießen können. Die 30 Millionen Euro teure Katapult-Wasserachterbahn bildet den derzeitigen Höhepunkt der Entwicklung. Leider sind die Wasserkontakte aufgrund der 365 Tage währenden Öffnung der Lotte World im Stadtzentrums von Seoul nur simuliert, eine reale Wasserung der Boote ist nicht vorhanden. Dies erlaubt jedoch auch einen Betrieb der Bahn bei eisigen Temperaturen von unter 0° Celsius während der harten koreanischen Winter.

Die fehlenden Wasserkontakte sollten im deutschen Heide Park mit Aquatrax Nummer Zwei nachgeholt werden (Coastersandmore berichtete). In letzter Sekunde sprang der Parkbetreiber Tussauds ab. Es wurde kolportiert, dass der LSM-Coaster der englischen Gesellschaft vor allem durch die ausgedehnte Thematisierung nebst Wasserflächen und -effekte zu kostenintensiv wurde. Statt Jet Ski Wellenreiten auf der Magnetwelle mit stetigen Wasserungen inmitten der Holzachterbahn Colossos entschied man sich für eine "klassische" Hydraulik Katapultachterbahn im Wüstenlook aus gleichen Hause. Die möglichen Qualitäten eines kombinierten Achterbahn- und Wassererlebnisses kann Desert Race jedoch nicht bieten.

Zukunftsmusik

Nach Shoot the Chutes, Wildwasserbahn und Rapid River ist der Watercoaster zweifellos die nächste Evolutionsstufe thrillintensiver Wasserbahnen. Gerade in Kombination mit Katapultstarts, Kulissenbauten und zusätzlichen Wassereffekten können atemberaubende Gesamterlebnisse erschaffen werden, wie das Beispiel in der Lotte World in Ansätzen zeigt. Jedoch bedürfen derartige Anlagen gleich einer doppelten Investition: Neben der Achterbahn wollen auch die Wasserelemente inszeniert werden.

Auf der anderen Seite ist das Portfolio der Freizeitparks an Wasseranlagen meist schon ausgereizt. Die Wasserachterbahn kann dann eine perfekte Ergänzung sein. Wir warten auf weitere Jet Ski Anlagen mit Katapultstart. Nach Motorrad Coastern mit ähnlicher Sitzposition eigentlich der nächste Entwicklungsschritt unter den "Wasserbahnen".


Text: Coastersandmore - jp
Bilder: Archiv, Coastersandmore, Holiday World, Walt Disney Company

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