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Seit dem Jahre 2001 präsentiert Linnanmäki direkt im Herzen der finnischen Hauptstadt Helsinki den Liquid Coaster Vonkaputous der amerikanischen Firma Premier Rides. Der Hersteller errang Mitte der 90er Jahre durch seine hochtechnisierten, magnetbetriebenen LIM-Looping Coaster Mr. Freeze und Flight of Fear große Aufmerksamkeit. Kurze Zeit später stieg man auch in die Produktion von Wasserattraktionen ein. 1999 ging im Park Silver Dollar City, USA der erste Liquid Coaster in Betrieb. Diese Anlage musste jedoch kürzlich zugunsten eines anderen Projektes weichen, und damit ist Vonkaputous die einzige "aktive" Variante diese Typs.

Eine seltene Anlage zu besitzen ist für Linnanmäki, den in direkter Nachbarschaft zum Olympiastadion gelegenen Traditionspark, nichts Ungewöhnliches: Zum Sortiment an Fahrgeschäften zählen unter anderem Raritäten wie Tulireki (übersetzt "Feuerschlitten"), der Prototyp des kürzlich vorgestellten Funcoasters aus dem Hause Mack, oder die Scenic Railway Vuoristata aus dem Jahr 1950, die heute zu den letzten acht ihrer Art zählt. Genauso ungewöhnlich sind auch die Besitzverhältnisse: Die Children's Day Foundation betreibt den Park einzig und allein, um Geld für wohltätige Zwecke zu erwirtschaften. Der Nettoerlös kommt vollständig der Stiftung zugute. Schon seit 100 Jahren sammelt sie auf Jahrmärkten Geld, Ende der 40er Jahre wurde man in Helsinki sesshaft.

Linnanmäki und die Skyline von Helsinki

Aufgrund seiner zentralen Lage müssen Achterbahnen und andere Attraktionen im gerade einmal knapp zehn Hektar großen Linnanmäki - übersetzt der "Schlossberg" - entsprechende Kompromisse hinsichtlich ihrer Größe hinnehmen. So wurde für die Watercoaster-Auslieferung im hohen Norden Europas in Zusammenarbeit mit Werner Stengel ein 320 Meter langes Streckenlayout entwickelt, welches an einem steil abfallenden Hang errichtet wurde. Rund fünf Millionen Euro wurden investiert, bevor die Bahn am 12. Mai 2001 eröffnet werden konnte.

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Super Splash - Der zweite Watercoaster im hohen Norden

Geschichte der Wasserachterbahnen - 100 Jahre im Überblick

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Dabei ist Vonkaputous eine Attraktion, die man eher in wärmeren Gefilden als in Skandinavien erwarten würde. Nach Poseidon im Europa Park Rust war es die zweite Wasserachterbahn in Europa. Viele Gemeinsamkeiten besitzen die beiden Thrill Rides aber nicht: Während die Boote auf der Mack Bahn mehr schwimmen als auf Schienen fahren, verlassen die "Boote" des Liquid Coaster die Stahlschiene nie. Das Wasser kommt hier erst als finales Element beim letzten Drop zum tragen. Bei Vonkaputous könnte man daher also eher von einer Achterbahn mit Wasserbremse sprechen. Derartige Anlagen waren besonders Anfang des 20. Jahrhunderts auf amerikanischen Piers zu finden. Heute glänzt nur noch der Matterhorn Bobsled im Disneyland in Kalifornien mit einem solchen "Wasserbecken".

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Rechts: In der Holzhütte steht die Onride-Kamera

Der eisige Winter wie auch die engen Platzverhältnisse sorgten für eine langwierige Bauphase. Während der Bauarbeiten sanken die Temperaturen auf unter -20 Grad Celsius - In Helsinki Normalität. Der Boden war metertief gefroren, so dass die Bagger nur mühsam vorwärts kamen.

Bevor überhaupt mit der Legung der Fundamente begonnen werden konnte, musste eine Kinderbahn umgesetzt werden, welche am Hang des früheren "Märchentals" entlang führte. Heute interagiert die schienengeführte Kinderattraktion mit dem Liquid Coaster, der zudem vom Sea Life Aquarium und einem Funhouse flankiert wird.

Über zehn Kilometer Kabel wurden verlegt und rund 50 Infrarotsensoren mussten installiert werden, bevor die wuchtigen, 1700 Kilogramm schweren Fahrzeuge das erste Mal auf die Reise geschickt werden konnten. Zwei Wasserpumpen und drei Wagen gehörten zum Lieferumfang - Für den kleinen Park mit seinem Stammpublikum aus Helsinki und Umgebung war dies schon zuviel des Guten: Während für die Wasserzirkulation innerhalb des Auslaufbeckens eine Pumpe völlig ausreicht, sind außerdem fast ausschließlich nur zwei Boote unterwegs. Das dritte Boot steigert die Kapazität nur minimal.

Steilkurve

Vonkaputous Thematisierung hat der Park in Eigenregie erstellt, und so ist eine Umgebung rund um die Wasserachterbahn entstanden, die ein Tribut an die finnische Holzfäller- und Sägewerkstradition darstellt. Zweimal werden Holzhäuser durchquert, das erste ist mit Wassernebel gefüllt, das zweite beheimatet die Fotoanlage. Aber fangen wir vorne an…

Haben die zehn Personen in dem tiefen und wuchtigen Boot Platz genommen, kann die Reise beginnen. 30 Sekunden später hat der Wagen den 22,5 Meter hohen Lifthill erklommen, der frontal zum bunten Linnanmäki Schriftzug auf dem Dach des Sea Life Aquariums hinaufführt. Der Rest ist schnell erzählt. In einer geschwungenen Abfahrt wird in der Talsenke das nebeldurchflutete Haus durchfahren, ein flacher Hügel folgt, und schon beginnt der finale, 14,8 Meter hohe Drop ins kühle Nass. Mit 64 km/h rast das Boot in einen mit Plexiglaswänden umbauten Bereich und die Fontäne spritzt nicht nur mit einem lauten Knall gegen die Schutzwände, sondern landet auch zu großen Teilen wieder im Boot. Trotz der hohen Wasserfontäne vollzieht sich die Verzögerung sehr weich, fast wie auf einer optimal abgestimmten Wirbelstrombremse.

Abfahrt, Eintauchen, Fontäne

Interessant ist vor allem die technische Ausgestaltung des Bremssystems, verfügt die Bahn vor der Station doch weder über klassische Reibbremsen noch über eine Magnettechnik zur Geschwindigkeitsminderung. Das Boot wird im Normalfall ausschließlich durch den beim Eintauchen entgegengebrachten Wasserwiderstand gebremst. Reibräder befördern das Fahrzeug unterstützt durch eine leichte Wasserströmung innerhalb des Kanals anschließend zurück in die Station.

Dabei wird der Wasserpegel ständig gemessen, und sollte dieser zu niedrig sein, womit die Gefahr einer nicht ausreichenden Verzögerung besteht, verfügt die Anlage über zwei Sicherungen. Neben der vom System ausbleibenden Startfreigabe sind dies zwei als Skidbrake ausgestaltete Gummiflächen. Diese sind entlang der Auslaufstrecke parallel zu den Schienenrohren angebracht und verzögern das Boot sicher durch die zusätzlich generierte Reibung.

"Making of" Premier Rides Vonkaputous in englischer Sprache

Vonkaputous schlichtes Layout in Form einer Acht macht alleine betrachtet sicherlich nicht den Reiz dieser Wasserachterbahn aus, jedoch weiß die laufruhige Bahn bei der finalen Abfahrt und dem imposanten Splash zu überzeugen. Die lachenden Gesichter der Mitfahrer zeigen, dass das Prinzip Watercoaster auch im hohen Norden funktioniert.

Herzlichen Dank an Kirsi Valta-Makkonen und Suvi Lapinvuo von Linnanmäki sowie Juha Lahtinen!

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