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Die Geschichte der Flying Turns bis zur "modernen" Bobbahn |
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Die Fahrt in der Wanne bietet Bobfeeling
pur |
Achterbahnen erfuhren schon während ihres ersten
goldenen Zeitalters zwischen 1920 und 1930 Variationen und ständige
Weiterentwicklungen. Der klassischen Holzachterbahn folgte im Jahre 1929 die
Installation der Flying Turns. Das Fahrgeschäft präsentierte sich als
wannengeführte Bobbahn, in der die aneinandergekoppelten Wagen eine konkav
geschwungene Holzrinne entlangfahren. Das Fahrgefühl war für die
damalige Zeit einmalig: Die Wagen flogen regelrecht durch die Kurven, da sie je
nach Geschwindigkeit den Wannenrand emporstiegen. Die dabei erreichten
Querneigungen von bis zu 70 Grad waren für damalige Verhältnisse
einmalig - auf Achterbahnen gab es zu diesem Zeitpunkt meist keine
quergeneigten Kurven.
Die nicht schienengebundenen, aber mit harten Gummirollen
ausgestatteten Bobs rollen eine üblicherweise mit stetigem Gefälle
ausgestattete Holzwanne entlang, wobei schnelle, enge Richtungswechsel mit
halsbrecherischen Kurvenkombinationen das Layout bestimmen. Ein Kettenlift
zieht wie auf einer klassischen Achterbahn den Wagenverbund auf die
Ausgangshöhe, wo die Gravitationsfahrt bis zur Station übernimmt.
Der Clou der Flying Turns besteht in den perfekt
ausgestalteten Kurven, wie Kurvenein- und ausfahrten. Bei einer Achterbahn gibt
die Schiene den Querneigungswinkel des Fahrzeugs vor, wobei nicht optimal
eingerechnete Bahnen hohe, unangenehme Querbeschleunigungen nach sich ziehen
können. Anfang des 20. Jahrhunderts war dies aufgrund fehlender
computerisierter Berechnungsmethoden die Tagesordnung. Die Schiene einer
Holzachterbahn wurde nach Gefühl gebaut. Insbesondere die
Kurvenübergänge in die Gerade waren zum damaligen Zeitpunkt nicht
wirklich beherrschbar. Die ersten Holzachterbahnen besaßen sogar nur
ungeneigte Kurvenzüge - ein mitfahrender Bremser bestimmte die
Geschwindigkeit.
Bei der Bobbahn sucht sich der Zug selbst die Ideallinie
durch die Wanne und schwingt je nach auftretender, in der Kurve wirkender
Zentrifugalbeschleunigung die konkav ausgebildete Wanne empor, bis die
Kraftresultierende der Beschleunigung senkrecht auf die Fahrgäste und dem
Fahrgastträger steht. Somit erleben die Mitfahrer ein überaus weiches
Kurvenverhalten ohne ruckartig auftretende Querbeschleunigungen. Und dies
obwohl die klassischen Flying Turns meist enge, konstante Kurvenradien
aufwiesen. Und ist der Zug einmal durch das höhere Zuladegewicht
schneller, so schwingt der Wagen noch weiter die Wannenwand empor und minimiert
dadurch die Seitenbeschleunigung. Ist er langsamer, verbleibt der
Fahrgastträger weiter unten in der Wannenmitte. |
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Moderne Neuauflage der
Flying Turns aus Stahl in Blackpool Pleasure Beach in England |
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Links: Bartletts Patententwurf - Rechts:
Einer der ersten Flying Turns in Aktion |
Die Idee zur schienenlosen Bobbahn, im englischen der
halsbrecherischen aber dennoch elegant befahrenen Kurven wegen Flying Turns
genannt, wurde durch den britischen Fliegerpionier John Norman Bartlett in die
USA gebracht, wo er im Oktober 1926 ein Patent beantragte. Das Schutzrecht
sicherte ihm die Exklusivrechte an der Erfindung, welche er zwei Jahre
später zusammen mit John Miller umsetzte. Miller war das kreative wie
technische Genie hinter vielen Holzachterbahnen dieser Ära.
Bartletts Prototyp entstand im Lakeside Park in Dayton,
Ohio. Im Jahre 1929 wurde die auf einer typischen Achterbahnstruktur errichtete
Holzwanne eröffnet. Bis zu drei Zentimeter breite Streifen aus
Zypressenholz wurden dazu in drei überkreuzenden Schichten auf gebogenen,
im Abstand von einem halben bis einem Meter platzierten Eisenträgern
installiert. Die miteinander verschlungenen Achterschleifen verliefen mit
nahezu konstantem Gefälle in Richtung Station, wobei die zweisitzigen
Wagen in halsbrecherischem Tempo durch die engen Kurvenzüge rasten. Neben
der Holzwanne waren die Wagen das Geheimnis des Erfolges: Die länglichen
Schlitten boten Platz für zwei hintereinander sitzende Personen und waren
mit sechs Schwenkrollen ausgestattet. Je zwei Rollen waren über eine
feste, formschlüssige Verbindung zu einer Achse gekoppelt, wobei die
Laufräder einer Achse stets zueiander leicht angewinkelt angebracht waren,
um plan auf der konkav ausgeformten Holzwanne aufzuliegen. Die drei Laufachsen
waren über metallische Blattfedern zu einem Wagenverbund gekoppelt. Die
Blattfedern ermöglichtem dem Fahrzeug eine Flexibilität, welche
garantierte, dass jede Rolle ständig Kontakt zur Wanne hat und die Kraft
beim Durchfahren der Kuvenformationen stets gleichmäßig auf die
sechs Rollen verteilt wurde. Dabei war die Vorderachse gegenüber den
beiden hinteren Achsen mit nur einer Blattfeder gekoppelt, so dass sie
stärker einlenken konnte. Diagonal angebrachte, metallene
Federstoßdämpfer beschränkten die Dynamik der Vorderachse.
Zwischen den beiden Hinterachsen war das Chassis stärker ausgesteift und
nahm die beiden Personen auf. Diese wichtigen Erkenntnisse des Prototypen
wurden in einem zweiten Patent von Bartlett 1930 geschützt.
Die zweite und in ihrer Gesamtheit erfolgreichste Flying
Turns-Konstruktion entstand im direkten Anschluss der Erstinstallation für
den Euclid Beach Park in Cleveland, Ohio. Ausgestattet mit drei mittels
Kugelgelenken aneinandergekoppelten Wagen folgt dem 27,5 Meter hohen Kettenlift
eine 180°-Wende mit einer parallel zum Lift verlaufenden welligen Abfahrt
ohne großes Gefälle. Dem geruhsamen Auftakt schloss sich eine
schnell abfallende Kurvenkombination an: 360°-Helices, Richtungswechsel
oder aneinandergestellte Figur-8-Schleifen fanden sich auf drei Ebenen wieder.
Dieser spektakuläre Flying Turn blieb dem Park bis zum Jahre 1969
erhalten. |
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Flying Turns Klassiker boten wilde
Serpentinen und geradlinige Abfahrten |
1930 unterschrieb Bartlett ein Lizenzabkommen mit der
Philadelphia Toboggan Company, einem führenden amerikanischen
Holzachterbahnhersteller, über den Bau von Flying Turns in den USA und
Kanada. Doch aufgrund der immer stärker schwächelnden Wirtschaft
innerhalb der großen Depression dieses Jahrzehnts entstand aus der
Vereinbarung nur eine Anlage. PTCs Chefkonstrukteur Herbert Schmeck war
für das Design verantwortlich. Die knapp 20 Meter hohe Bahn für den
Rocky Point Park auf Rhode Island bot drei Züge, bis sie 1938 einem
Jahrhundertsturm zum Opfer fiel.
Bartlett konnte aufgrund des Erfolges der gigantischen
Zweitinstallation im Euclid Beach Park noch ein halbes Dutzend weitere Flying
Turns in Amerika verwirklichen. Selbst in Europa entstanden verschiedene
Anlagen in Berlin, Paris, Wien und im dänischen Odense. Letztere
Wannenfahrt ging 1951 nach dem Zweiten Weltkrieg in Betrieb und erfreute das
Publikum bis in die frühen Achtzigerjahre. Heute ist kein hölzerner
Flying Turn dieser Epoche mehr in Betrieb.
Die wohl höchte, spektakulärste, aber gleichzeitig
auch unbeliebteste Anlage entstand 1937 im Palisades Park in New Yersey. Mit 38
Metern Höhe wirkte der Kettenlift des Lake Placid Bobsled derart
einschüchternd auf die Mitfahrer, dass dieser komplett eingehaust wurde.
Nach einer ebenfalls halb eingetunnelten 180°-Kurve folgt eine 34 Meter
hohe Abfahrt - für einen Flying Turns ein nahezu einmaliges Ereignis -,
welche von einem achtgliedrigen Stahlchassis bewerkstelligt wurde. Derartige
Abfahrten waren eher selten auf Flying Turns anzutreffen, da im Gegensatz zu
Achterbahnen nachfolgende Auffahrten nur sehr begrenzt möglich waren.
Schließlich besaßen die Züge keine Gegenrollen, die ein
Abheben der Fahrzeuge vom hölzernen Wannenboden verhindern konnten.
Airtime-strotzende Hügel waren demnach nicht realisierbar, wobei auf dem
Lake Placid Bobsled eine gigantische, aufwärts führende Kurve folgte.
Durch die konstante Kurvenanpressung wurde der Kontakt der Rollen zur Holzwanne
trotz Auffahrt stetig aufrecht erhalten. Ein Abheben der Wagen war nicht
möglich. Die nachfolgenden knapp 500 Wannenmeter waren sehr niedrig
angeordnet und boten haarsträubende Kurvenkombinationen. Dabei wurde der
typische Charakter der Figur-8-Schleifen bekannter Flying Turns durch
schräggestellte horizontale Loops und immer wieder steil aufwärts
oder abwärts führenden Kurvenzüge überboten.
Aufgrund ihrer Aggresivität war jede Fahrt für
Mensch und Material eine Herausforderung. Eine ausgebildete Krankenschwester
wurde für die Betriebsdauer angestellt, um leichte Blessuren direkt zu
behandeln. Die Anlage erfuhr ständige Korrekturen, vor allem die Züge
ächzten unter den neuartigen, wilden Kurvenpassagen. Der Lake Placid
Bobsled wurde schließlich 1946 abgerissen. Die hohen Wartungskosten,
Kundenklagen wie auch der stets nachlassende Zuspruch der Kundschaft waren
nicht mehr tragbar.
Die letzte bis heute realisierte Holzbahn wurde 1952 in
Deutschland vorgestellt. Der Karussell- und Wagenbauer Heinrich Mack aus dem
schwarzwäldischen Waldkirch stellte das hölzerne, transportable
Konstrukt für den Schausteller Rick aus Hannover her. Doch die Wannen
waren für den ständigen Transport zu voluminös und
anfällig. Die Bobbahn verschwand schnell wieder von der Bildfläche
der Jahrmärkte. |
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Intamins Swiss Bob im amerikanischen Cedar
Point |
Rund 30 Jahre vergingen, bis die Flying Turns ihre
Wiederbelebung im modernen Zeitalter der Stahlachterbahnen erfuhren. Die
Schweizer Firma Intamin, heute einer der weltweit führenden
Achterbahnproduzenten, brachte 1984 ihre eigene Interpretation der Bobbahn auf
den Markt. Der Swiss Bob bietet einen weißen Stahlblechkanal, in dem Bobs
für bis zu zehn Passagiere ein atemberaubendes Schlitten-Fahrgefühl
ermöglichen. Die Einzelfahrzeuge schwingen und schlingern derart agil
durch den Kanal, wie es zuvor keine Achterbahn simulieren konnte.
Zwar entwickelte zwischenzeitlich in den 70er Jahren des 19.
Jahrhunderts bereits der deutsche Pionier Schwarzkopf zusammen mit dem
Achterbahnkonstrukteur Werner Stengel die Jet Star und Bobsled Coaster, welche
mit neuartigen Berechnungs- und Fertigungsmethoden sanftere
Kurvenübergänge erzielten, wodurch thrilligere Kurvenkombinationen
ermöglicht wurden. Die vielfach als Bobs thematisierten Wagen fuhren aber
schienengeführt und das freie, einmalige Fahrverhalten der Flying Turns
konnte damit nicht erzielt werden.
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Fahrverlauf der für Six Flags
produzierten Intamin Swiss Bobs |
Die erreichten erst die Swiss Bobs von Intamin. Die zusammen
mit Giovanola am Genfer See produzierte Anlage wurde fünffach in vier
unterschiedlichen Layout- und Bob-Konfigurationen verkauft. Der erste Swiss Bob
ging an das Opryland im amerikanischen Tennessee. Diese Anlage ist heute nicht
mehr in Betrieb.
Die folgenden, baugleichen Auslieferungen gingen 1984 an die
amerikanische Six Flags Gruppe. Durch das Rotationskonzept der Parkkette zogen
die im Six Flags Magic Mountain und Six Flags Great Adventure
präsentierten Anlagen nach drei beziehungsweise fünf Betriebsjahren
nach Six Flags Great Texas und Great America um. Die Anlage im Great America
wurde in den 90er Jahren sogar ein zweites Mal in den Six Flags Great Escape
umgesetzt. Die baugleichen Layouts bieten einen 19,5 Meter hohen Kettenlift,
dem eine knapp 400 Meter lange Gravitationsstrecke folgt. Auf dem Layout
erreichen die sechs Bobs für acht Mitfahrer eine Spitzengeschwindigkeit
von bis zu 56 Stundenkilometern.
1985 erfolgte die erste und einzige Intamin-Auslieferung des
Swiss Bobs nach Europa: Der Märchen- und Themenpark Efteling im
niederländischen Kaatsheuvel nahm seinen 524 Meter langen De Bob in
Betrieb, der bis heute begeistern kann. Die 20 Meter hohe Bobbahn
schlängelt sich durch einen stark bewaldeten Abschnitt, sodass die
einfache Streckenführung nicht überblickt werden kann.
2005 versuchte sich Efteling im Umbau der Wagen zu
Doppelsitzern, um eine bessere Auslastung zu garantieren. Die Beschränkung
auf ein Einzelfahrzeug ermöglicht sehr enge, teils steil abfallende
Kurvenfahrten. Dabei rutscht der Wagen zügig von einer Wannenseite zur
anderen und schwingt ohne Kompromisse in die Wannenbögen - Bobfeeling pur.
Im Notfall würden Überrollbügel ein ungefährliches
Auslaufen des Wagens garantieren.
Der fünfte und letzte Swiss Bob ging im gleichen Jahr
an den amerikanischen Freizeitpark Cedar Point am Eriesee. Mit einer
Streckenlänge von 589 Metern ist dieser das längste
wannengeführte Bob-Design der Schweizer. Auf dem wendigen Kurvenlayout
kommen großräumige Bobs mit zehn Sitzplätzen zum Einsatz -
statt hintereinander sitzen die Mitfahrer jeweils zu zweit in fünf Reihen
nebeneinander. Die rund 19 Meter hohe Avalanche Run wurde 1990 zu einer
Raumfahrt-Attraktion namens Disaster Transport mit umgestaltet und mit
Spezialeffekten ausgestattet. Sie ist weltweit die einzige in einem
Gebäude untergebrachte Bobbahn. |
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Im Gegensatz zu Mack
bieten die Swiss Bobs von Intamin Einzelschlitten |
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Die Mack-Interpretation der Flying Turns
bieten wieder Zug-Arrangements |
Intamin blieb nicht der einzige Hersteller, der das Konzept
der Flying Turns in den 1980er Jahren aufgriff. Amerikas bekanntester
Achterbahnhersteller Arrow Dynamics errichtete um 1980 einen stählernen
Prototypen auf dem Werksgelände, der jedoch nie ausgeliefert wurde. Mehr
Erfolg verzeichnete die Firma Mack 1985, welche bereits 30 Jahre zuvor einen
hölzernen Prototypen hergestellt hatte. Der 487 Meter lange Prototyp der
stählernen Neuauflage wurde im Schweizer Themenbereich ein Jahr nach
Intamins Swiss Bob im familieneigenen Europa Park eröffnet. Wie die
klassischen Flying Turns rollt auch hier ein Zug die Wanne hinab, welche jedoch
aus kleinen, regelrecht filigran wirkenden, zusammengeschweißten
Stahlröhrchen gebildet wird. Stabile Begrenzungen an der
halbkreisförmigen Wanne sorgen im Falle eines zu dynamischen Ausschwingens
der Wagen für ein Anstehen der Seitenrollen - ein Entgleisen der Wagen aus
der Wanne wird somit verhindert.
Wie auch bei Intamin können durch ein automatisches
Blocksystem bis zu fünf Züge für gleichzeitig die Bahn
absolvieren. Mit Wagenverbünden für je 12 Personen wird somit eine
hohe stündliche Kapazität von 1220 Personen garantiert. Für die
Bremsabschnitte fädelt sich der Zug in eine gerade, durch seitliche Banden
geführte Schiene ein. Die Seitenrollen ermöglichen eine nahezu
millimetergenaue Ausrichtung für die Durchfahrt der zur Fahrzeugmittte
orientierten mechanischen Reibbremse.
Als Besonderheit bietet die Mack'sche Bobbahn im Europapark
nach einer lang gezogenen, in bis zu 18 Metern Höhe angeordneten, eher
langsam befahrenen 180° Panoramakurve eine Talfahrt mit
anschließender gerader Auffahrt in eine auf 13 Metern Höhe
installierte Blockbremse. Der sich dann anschließende Hauptabschnitt
garantiert eine 25 Sekunden andauernde, gemässigte Bobfahrt mit einer
aufgestelzten, serpentinenartigen Kurvenkombination aus drei Radienbögen
und zwei abschließenden Helices. Die erste windet sich um 360
Winkelgerade abwärts, während die zweite anderthalb Mal im Kreis
aufwärts führt. Die Züge erreichen eine Spitzengeschwindigkeit
von bis zu 50 Stundenkilometern.
Im Vergleich zu den früheren Flying Tuns wurden die
Kurvenzüge nicht mit einem konstanten Radius ausgestattet, sondern
erhielten Ein- wie auch Auslaufbögen mit größeren Radien. Dies
führt dazu, dass die Wagen nicht zu ruckartig die konkav ausgestaltete
Wanne emporgleiten, wodurch insbesondere der Verschleiss der Fahrwerke
reduziert wird. Gleichzeitig bedeutete es aber eine Reduzierung des
Thrillgefühls im Vergleich zu den klassischen Flying Turns. |
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Impressionen der
Schweizer Bobbahn im Europa Park |
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Links: die kompakte Serpentinenfahrt
in Blackpool Pleasure Beach - Rechts: Mack Bobbahn in Kings Dominion |
Die zweite Mack-Bobbahn folgte 1988 für den
amerikanischen Paramount Kings Dominion Park (heute Kings Dominion).
Während die Züge in Rust nach dem Kettenlift die geruhsame
Panoramakurve absolvieren, geht es in den USA sofort in die Vollen: Der Zug
neigt sich nach dem Lift in eine 450°-Linkskurve und beschleunigt auf
Höchstgeschwindigkeit. Eine an der Außenseite der Grundfläche
angeordnete Blockbremse führt schließlich in den kompakten Teil aus
Figur-8-Schleifen und Helices. Nach 580 Metern ist die actionreiche Fahrt
beendet.
Noch abenteuerlicher ist die Ausführung für
den englischen Blackpool Pleasure Beach ausgefallen. Die im gleichen Jahr
eröffnete Bobbahn bietet aufgrund der engen Platzverhältnisse nur 445
Streckenmeter, kann aber in der serpentinenartigen Abfahrt ohne eine die Fahrt
unterbrechende Blockbremse stetig auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigen.
Die kürzeste Bahn von Mack bietet ohne Zweifel den meisten Thrill.
Drei weitere Bobbahnen aus Waldkirch folgten bis
heute: 1990 eröffnete im japanischen Freizeitpark Portopialand in Kobe die
600 Meter lange Münchner Autobahn (heute nicht mehr in Betrieb),
während 1993 die Schweizer Bobbahn im Heide Park Soltau ans Netz ging.
Deren in völliger Dunkelheit durchfahrene Helix kurz vor Schluss erzeugt
positive Kräfte, die einer "echten" Bobfahrt im Eiskanal schon recht nahe
kommen. 2001 eröffnete die letzte Anlage von Mack im Park Asterix
nördlich von Paris. Während die Bahn in der Heide mit 1800 Personen
pro Stunde nebst 827 Streckenmetern und zwei Liften die größte
Kapazität bietet, findet sich im Park Asterix der mit 900 Meter
längste und höchste Lindwurm Trace Du Hourra.
Seitdem ist keine stählerne Bobbahn mehr
entstanden. Die Pläne von Mack Rides, eine transportable Bobbahn mit 850
Wannenmetern auf einer Grundfläche von 70 mal 35 Metern an den Mann zu
bringen, scheiterten. Zwar erfolgte die Planung 1994 für den Bonner
Schausteller Rudolf Barth, doch dessen Pläne änderten sich zugunsten
einer doppelten Wilden Maus aus gleichem Hause. |
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Detailaufnahme
des Wagenverbundes auf der Bobbahn im Heide Park |
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Baubilder von Knoebels Neuauflage der
Flying Turns |
Die stets familienkompatiblen Anlagen von Intamin und Mack
sollten bereits 2006 um einen hölzernen Klassiker erweitert werden. Die
Familie Knoebel sicherte sich 2003 die originalen Baupläne von John Norman
Bartletts Klassiker aus dem Coney Island in New York, um die hölzerne
Wanne in ihrem Freizeitpark im amerikanischen Pennsylvania wieder aufleben zu
lassen. Der einzige Unterschied sollte in der Verwendung von
kesseldruckimprägniertem Holz liegen, welches gegenüber Witterung und
Pilzbefall widerstandsfähiger ist als die Holzrinnen der
Bartlett-Klassiker. Die 15 Meter hohe und insgesamt 396 Meter lange Anlage mit
drei Kettenliften konnte aber bis heute nicht dem Publikum übergeben
werden.
Erste Testfahrten 2007 mit klassischen, fast 1:1
nachgebauten Bartlett-Zügen liefen nicht zufriedenstellend. Die
technischen Widrigkeiten des Zugverhaltens wurden im Folgejahr optimiert, doch
der schlechte Fahrkomfort der Züge hat die Verantwortlichen dazu bewogen,
diese komplett neu konstruieren zu lassen. Die von der amerikanischen Firma
Larson gebauten und Ende des Jahres 2009 ausgelieferten Chassis zeigen moderne,
robustere Fahrwerke mit gedämpften Seitenrollen. Laut Knoebels wurden die
Wagen nach den aktuellen Industrie-Standards gefertigt, wodurch sie erheblich
schwerer als die Originale von Bartlett wurden. Im Ergebnis ist das
Zusammenspiel mit dem originalen 1930er Streckendesign stark
beeinträchtigt. Das klassische, hölzerne Schienenbett wird durch die
massiven Fahrzeuge lokal regelrecht abgehobelt.
Wann der Klassiker mit seinen Zügen eröffnen wird,
ist bislang unklar. Dick Knoebel, Chef des Familienparks, beantworte die Frage
zum immer wieder verschobenen Eröffnungstermin recht gelassen: "Wir machen
auf, wenn wir fertig sind." Fünf Jahre nach Baubeginn ist die "Zukunft"
der klassichen Flying Turns wieder unsicher.
Text: Coastersandmore - jp Bilder: Archiv,
Coastersandmore, Efteling, Johnnyupsidedown.con, Intamin, Knoebels, Mack
Rides
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