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Chiapas - Die Wasserbahn im Phantasialand

Chiapas - Die Wasserbahn begeistert durch einen weltweit einmaligen, 53 Grad steilen Sturz in den Mexiko Themenbereich

Danaus plexippus - in Mexiko kennt diesen Schmetterling jedes Kind. Und jeder Mexikaner weiß, wofür die Ankunft dieser orange-schwarzen Falter steht: In Mittelamerika symbolisieren sie die Rückkehr der verstorbenen Seelen.

Und so wäre es nicht verwunderlich gewesen, einen Schwarm dieser Schmetterlinge im Phantasialand anzutreffen, denn hier hat im April 2014 ein schmerzlich vermisster Freizeitparkklassiker seinen triumphalen Rückzug gefeiert. Chiapas - die Wasserbahn begeistert ab sofort die Besucher des Brühler Themenparks. Und es darf ein weiterer Vergleich mit dem Amerikanischen Monarchfalter gezogen werden: Was die Parkverantwortlichen mit dern Liechtensteiner Freizeit-Spezialisten von Intamin auf die Beine gestellt haben ist nicht mehr die alte "Wildwasserbahn-Raupe". Nein, auch hier gab es eine Transformation. Aus dem Kokon ist zwar kein bunter Schmetterling geschlüpft, aber der geneigte Freizeitparkfan wird diese Kreation lieben. Deutlich als klassischer Log-Flume erkennbar, doch mit den modernsten Finessen und einer atemberaubenden Kulisse versehen, schickt Chiapas seine Mitfahrer, aber auch die nicht ganz mutigen Zaungäste auf eine Reise ins temperamentvolle und bunte Mexiko. Dank der neuen Attraktion hat der gesamte Themenbereich eine enorme Aufwertung erhalten. Mit diversen neuen Essensangeboten, vom einfachen Snack bis zum Restaurant mit Tischbedienung, wird im "neuen" Mexiko nicht nur das Auge, sondern auch der Gaumen eines jeden Gastes beglückt.

In der Lagune warten zahlreiche Wasserfälle auf die trotzdem trocken gebliebenen Mitfahrer

Doch zurück zum Herzstück des Bereichs: Die Wildwasserbahn Chiapas.

Schon beim Anstehen kann der zukünftige Fahrgast auf Tuchfühlung mit dem klassischen Log-Flume gehen. Der Eingang zur Attraktion liegt direkt am finalen Airtime-Hügel und die ersten Meter der aufwändig gestalteten Queue führen über eine Brücke, die den finalen, 53 Grad steilen und über 15 Meter hohen finalen Drop überspannt. Ein gutes Entree also - und spätestens jetzt wissen alle, was ihnen noch bevor steht.

Die Geschichte Chiapas erzählt die Erkundung der archäologischen Ausgrabungsstätte von Palenque. Der geneigte Mexiko-Reisende hat damit schon eine Ahnung, was ihn erwarten wird - zumindest in thematischer Hinsicht, ist Palenque doch eine der bekanntesten ehemaligen Mayametropolen. Der historische Name des echten Palenques lautet nach dem aktuellen Stand der Forschung Lakamha' - übersetzt etwa "Großes Wasser", das von der Stadt einst beherrschte Gebiet B'aakal, was "Knochen" bedeutet. Zwei weitere Indizien für die Dinge, die noch kommen sollen.

Standesgemäß wandert der Besucher im Phantasialand, nachdem er eine Höhle mit altindianischen Schriftzeichen und Malerei durchquert hat, durch Lagerräume des Museums von Palenque, in dem bereits jede Menge archäologische Funde zu bestaunen sind. Der weitgereiste Freizeitparkenthusiast mag hier sagen, dass das Thema "Archäologisches Museum" schon spektakulärer inszeniert wurde, beispielsweise bei Pharao's Fury im koreanischen Lotteworld. Ist man sich jedoch bewusst, dass dieser Abschnitt des Wartebereich in anderen Parks als einfache Switch-Back-Queue im Kuhgatterlook verendet wäre, wird von den detailverliebten Fundstücken im Lagerraum des Brühler Museo de Palenque begeistert sein.

Die Chiapas Boote starten zur finalen Wasserung nach einer über 15 Meter hohen Abfahrt nebst Airtime Hügel

Thematisierung auf sehr hohem Niveau

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Anschließend nähert sich die Warteschlange auch schon ihrem Ziel, dem Bahnhof der Wildwasserbahn, in dem bereits eine Reihe von Versorgungscontainern für die Ausgrabungsstätte bereit stehen - die ungewöhnlich thematisieren und sehr innovativen Boote von Chiapas. Über 25 an der Zahl sind auf dem Rundkurs im Einsatz. Auf Chiapas wird in klassischer Log-Flume-Manier hintereinander Platz genommen, aber jeder einzelne Mitfahrer wird durch ein neuartiges Rückhaltesystem im Sitz gesichert. Kuschelig wird es für die sechs Bootsinsassen trotzdem - geräumig sind die schwimmenden Kästen nämlich wenn nur zur Seite hin - und so hat man fast das Gefühl auf einer Bank der ursprünglichen Baumstamm-Wildwasserbahn von 1974 zu sitzen.

Nach der zügigen Abfertigung auf dem Stationsfließband startet die Abenteuerreise. Nach einer Rechtskurve und der Durchfahrt eines kleinen Bretterverschlags mit ausgestellten Maya-Fundstücken geht es auf den ersten Lifthill. Und spätestens hier merkt man, dass diese Wildwasserbahn ein echtes Hightech-Stück ist. Vergessen sind spätestens jetzt die antiquiert wirkenden Förderbänder anderer Log-Flumes. Auf Chiapas werden die Fahrgäste mittels eines Doppelketten-betriebenen Lifts auf Ausgangshöhe geradezu katapultiert. Das langsame "Hochrutschen" auf feuchten Förderbändern ist Vergangenheit. Statt dessen geht es schnell und sanft fast 15 Meter nach oben.

Und auch das Auge darf staunen, denn in einem schmalen Canyon zwischen zwei Liften des Colorado-Adventures gelegen, setzt der erste Chiapas-Lift einen gelungenen Auftakt für das anstehende Abenteuer. In einer Höhle rauscht das Boot durch eine erste Ausgrabungsstätte. Und die Fahrgäste, die einen genauen Blick auf die freigelegten Skulpturen werfen, werden sehen, dass die alten Maya offensichtlich jede Menge Humor besaßen. Die standen offensichtlich nämlich nicht nur mal gerne auf dem Kopf, sondern waren auch karnevalistisch ganz weit vorn mit dabei - vielleicht liegt das auch nur an ihrem frischen Umzug ins Rheinland, aber das wird den Besuchern egal sein, denn sie erwartet jede Menge Familienspaß.

Links: Eingang in die Party "Höhle"

Und der beginnt mit dem ersten Sturz: Fast zehn Meter geht es in die Tiefe. Alle Fahrgäste sollten hier besonders gut hinschauen, denn es geht unter einer Maya-Figur hindurch, die den scheinbar dem neuesten Karnevalstrend in Palenque folgt: Quietsche-Entchen. Ein gelungener Einstands-Gag. Der Drop samt Fotoanlage mit folgendem Splash ist kurz und heftig, endet in einer kleinen Lagune umgeben von Unmengen von Wasserfällen am Rand zum Themenbereich Deep in Africa. Viel Zeit für Sight-Seeing haben die Mitfahrer aber nicht, schippert das Boot doch direkt in einen kleinen Tempel. Hier ist dann erst einmal Schluss - Sackgasse! Aber offenbar sind die Maya-Götter den Abenteurern gut gesonnen und schicken sie dank einer Weiche auf Rückwärtsfahrt.

Geht es auf anderen Anlagen an dieser Stelle direkt auf Abwärtsfahrt, dürfen die Chiapas-Bezwinger eine kleine Rückwärtsfahrt genießen. Und damit diese nicht langweilig wird, gibt es jede Menge anzuschauen. Maya-Statuen deren Kopfschmuck gerne Wasser speit und ungewöhnliche Einsichten in die Tempelruinen sind nur der Auftakt für die nächste Überraschung. Bei der Einfahrt in die Tempelanlage ändert sich die Stimmung nämlich schlagartig. Zwar sind die Wände mit auf den ersten Blick gruselig wirkenden Totenschädeln verziert, die bunte Beleuchtung und der eindringliche Partysound versprechen eine echte Fiesta. Hier muss keiner Angst vor den Gebeinen der Verstorbenen haben, denn in Mexiko wissen die Urahnen ohne Zweifel - auch wenn sie nicht mehr ganz so lebendig sind - eine ordentliche Fiesta auf die Beine zu stellen. Und spätestens jetzt wissen die Mitfahrer auch, dass das mexikanische Phantasialand-Maskottchen Quetzal ganz offensichtlich ein echtes Feier-Biest ist, das sich eine solche Party nicht entgehen lässt.

Eine echte Fiesta braucht natürlich auch einen Höhepunkt und der sieht bei dieser Feier ganz speziell aus: Rückwärts geht es aus der Party-Höhle wieder fast zehn Meter abwärts. Unten angekommen wartet ein weiteres technisches Schmankerl. Mittels einer neuartigen, parallelen Verschiebeweiche werden die Mitfahrer wieder in Vorwärtsrichtung gebracht. Erstaunlich sanft und effektiv weiß diese technische Finesse von Intamin zu begeistern und dass bei einer maximalen Taktung von bis zu zwölf Sekunden. Von der stimmigen Thematisierung natürlich ganz zu schweigen, doch diese ist ohnehin in der gesamten Anlage außergewöhnlich ansprechend gelungen.

Links: Der finale Sturz

Nun beginnt der Aufstieg zum finalen Drop. Doch ist es nicht ein langer, langweiliger Lift, sondern gleich zwei - analog zum ersten Lift - sanfte und unglaublich schnelle Anstiege unterbrochen von einem kleinen Kanal, der sowohl neuerliche Einblicke in die Tempelanlage als auch die Umrundung einer kleinen Maya-Pyramide gewährt.

Nach dem letzten Lift auf die höchste Ebene der Anlage und einer langgezogenen Linkskurve zum Höhepunkt der Fahrt steigt auch der eigens für die Attraktion geschriebene und während der gesamten Fahrt ertönende Score in ungeahnte Spannungshöhen. Zielstrebig schippert unser Boot auf den finalen Sturz zu. Eine unglaubliche Aussicht über den ganzen Themenbereich Mexiko versüßt den Mitfahrern die letzten Augenblicke vor einem echten Adrenalinrausch.

Videolink

• Chiapas Videomitschnitt aus ungewöhnlichen Perspektiven

Über 15 Meter geht es jetzt in die Tiefe mit einem Gefälle von 53 Grad. Weltrekord auf einer sonst durch ihr Gesamterlebnis punkten wollenden Anlage. Darüber werden sich die Besucher von Chiapas aber in diesem Moment wohl keine Gedanken machen, wird doch der Spaß und die Aufregung beim Durchrasen des Tals, dem Kreuzen der eingangs beschriebenen Brücke und den kleinen aber feinen Air-Time-Momenten auf dem folgenden Bunny-Hill wohl eher die Oberhand haben. Mit einem letzten Splash endet die beeindruckende, feuchtfröhliche Fahrt. Nass werden hier wohl definitiv alle Mitfahrer, aber das ist schließlich auch der Sinn einer Wildwasserbahn. Wer Sorgen vor einer extremen Soak-Gefahr wie beispielsweise auf dem Rapid River Riverquest hat, kann aufatmen. Hier wird mit dem nassen Element in einer sehr verträglichen Dosis gespielt.

Nach sechs Minuten kehren die Boote wieder in die Station zurück und die meisten Mitfahrer würden wahrscheinlich gerne direkt wieder auf die rund 620 Meter lange Expeditionstour gehen. Bei der stimmigen Kombination von technischer Raffinesse, aufwendiger Thematisierung und familienfreundlichem Thrill wird das ohne erneutes Anstellen wohl aber nicht möglich sein. Dem Phantasialand ist es nicht nur gelungen, die klassische Wildwasserbahn in eine neue Dimension zu bringen, sondern mit ihrer neuen Vorzeigeattraktion den bestehenden Themenbereich Mexiko zu revitalisieren und zu einem echten Schmuckstück zu machen. Und ja, so wie mexikanische Kinder auch in Zukunft die Rückkehr der Monarchfalter kaum abwarten können, werden viele Kinder aber auch Erwachsene in Europa einer Fahrt mit Chiapas entgegenfiebern.


Text: Coastersandmore - ts
Bilder: Phantasialand, Coastersandmore

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